Praxistest: Audi S5 Cabriolet

Audi machte nicht den Fehler, sein schmuckes Cabrio mit einem grobschlächtigen Klappdach zu deckeln. Die Ingolstädter bleiben ihrer erfolgreichen Linie von Audi 80 bis A4 treu und überspannte den eleganten Innenraum des A5/S5 mit einer straff sitzenden Stoffmütze. Die Zeiten, in denen sich Stoffdächer bei Geschwindigkeiten jenseits der 130 km/h unnatürlich aufblähten, sind lange vorbei. Bestes Beispiel ist der S5, der aktuell die stärkste Möglichkeit ist, ein Fahrzeug der Fünfer-Linie offen zu fahren.

Leider hat Audi seinem S5 nicht den sonor grollenden Achtzylinder mit 4,2 Litern Hubraum mitgegeben, der das Coupé antreibt. Wie die Limousinenversion des S4 muss sich das S5 Cabriolet mit dem drei Liter großen, per Kompressor aufgeladenen Sechszylinder behelfen. Der Motor arbeitet bei niedrigen Drehzahlen zurückhaltend und drehfreudig, ist jedoch im ansonsten exzellenten Audi Cabrio keine Bestbesetzung. Denn der 333 PS starke Sechszylinder hängt zwar hungrig am Gas und macht Laune, bietet in Sachen Verbrauch jedoch kaum nennenswerte Vorteile gegenüber dem souveränen Achtzylinder. Im Praxistest verbrauchte der offene S5 trotz der überschaubaren drei Liter Hubraum und der effizienten Kompressoraufladung 13,7 Liter Super auf 100 Kilometern. Audi verspricht dagegen einen wenig realistischen Normverbrauch von knapp unter zehn Litern.

Die Schmerzen beim Tanken kaschieren auch 245 KW/333 PS, 440 Mm Drehmoment, die gut abgestimmte S-Tronic, 250 km/h Spitze und ein serienmäßiger Allradantrieb nicht wirklich. Die Gangwechsel des siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebes vollziehen sich sanft im Hintergrund. Entweder der Pilot entschiedet sich für den Automatikmodus oder das Sportprogramm, das für 1.135 Euro Aufpreis gleich auch die elektronischen Dämpfer ansteuert. Bei der Kurvenhatz darf es dann auch mal die manuelle Gangwahl sein. Die Paddel am griffigen Lenkrad liegen prächtig in der Hand und das Getriebe arbeitet spontan und gut mit dem Sechszylinder zusammen.

Große Lücken

Der Innenraum des Audi S5 Cabriolet schmückt sich mit feinstem Leder, einer exzellenten Bedienbarkeit und allen erdenklichen Extras. Man muss bei der Bestellung nur die Kreuze an der richtigen Stelle machen. Dass selbst die zugegebenermaßen wohligen Sportsitze noch 645 Euro Aufpreis kosten, mag bei einer Sportversion wie dem S5 Cabriolet immer noch überraschen. Immerhin fasst der Laderaum serienmäßig und ohne jeden Aufpreis ordentliche 320 bis 380 Liter.

Der Einstiegspreis für das Audi S5 Cabriolet liegt bei 61.950 Euro. Die Basisausstattung lässt jedoch große Lücken, die es in der langen Aufpreisliste zu schließen gilt. Selbst Details wie Fernlichtassistent, abblendbare Spiegel oder Mehrzonen- Klimaautomatik müssen extra geordert werden. Ohne das 2.610 Euro teure Navigationssystem bestellt niemand einen offenen S5. Zusammen mit klimatisierten Ledersitzen und weiteren Details steigt der Preis so schnell deutlich über die 70.000-Euro-Marke.

Muss es bei der Wahl eines Audi A5 Cabriolets nun also die Sportversion S5 sein? Nein - so imposant die Leistungsentfaltung des Kompressor-Triebwerks auch sein mag. Der 3.0 TDI mit seinen 240 PS, über 500 Nm und einem Verbrauch von rund acht Litern Diesel auf 100 Kilometern ist die deutlich bessere Alternative. Dessen Leistung ist für die offene Version allemal ausreichend. Wer mehr will, kann ja schon mal vom RS5 träumen. Der bietet noch mehr Fahrspaß und 450 PS. Und: Mit Blick auf den wichtigen US- Markt dürfte auch der wohl noch als offene Version kommen.

Stand: 06.08.2010	Artikel bookmarken
Text: Stefan Grundhoff	Auf Artikel linken
Fotos: Grundhoff

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